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Mittwoch, 30. Juni 2010

Und so gings weiter



In dieser Zeit kochte ich dann die erste Haube und wurde auch im A-la-carte-Führer gekrönt, was mich damals wirklich sehr freute. Heute lege ich aber nicht mehr so großen Wert darauf. Wichtig ist mir vor allem, dass der Gast zufrieden vom Tisch aufsteht und spürt, Speisen mit „Seele“ zu sich genommen zu haben. Jetzt bin ich aber fast vom Thema abgewichen – zurück zum meinen Plänen:
Ich begann nun zu recherchieren, welche alten Rezepte noch vorhanden waren, sprach mit meiner Großmutter und anderen älteren Menschen nördlich der Donau über deren damalige Lebens-weise/-weisheit, über Zubereitungsarten verschiedener Gerichte. Allzu oft bekam ich die Antwort „warum wüllst des denn wissen – des war eh nix g´scheits, des isst eh koana mehr“. Ich konnte gut verstehen, was in den Köpfen der Vorälteren vorging, da die damaligen Speisen oft aus der Not heraus erfunden waren und wirklich Überlebensmittel waren. Ja man schämte sich fast dafür.

Aber gerade aus der Not heraus entwickeln sich oft wunderbare Speisen, da man gezwungen ist, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. So entstanden Speisen mit Schlichtheit aber voller Ausdruckskraft.
Genau das faszinierte mich in einer gastronomischen Welt, in der große Teller mehr Aufsehen erregen, als das darauf Dargebotene. So reifte in mir immer mehr der Wunsch, so zu kochen, dass die Raffinesse der Speisen im Glück der Einfachheit liegt.

Das wollte ich in meinem ersten Kochbuch und auch irgendwann einmal als Gastronom umsetzen. Dazu aber demnächst.

Hier das Rezept der Leinölerdäpfel, die dieses Glück der Einfachheit widerspiegeln.
Noch ein Tipp von mir: je einfacher das Gericht, desto besser muss das Grundprodukt und umso ehrlicher die Zubereitung und Würzung sein.

Leinölerdäpfel
8 Stk. große halbmehlige Erdäpfel (am besten die Sorte Linzer Rose)
ca. 1/8 l Leinöl
1 Esslöffel Leinsamenschrot
ca. ½ l Milch
Salz, Muskat
Erdäpfel kochen, schälen, blättrig schneiden.
In einen Topf geben und knapp mit Milch auffüllen.
1/16 l Leinöl zugeben.
Mit Salz und Muskat würzen und zum Kochen bringen.
Auf kleiner Flamme köcheln lassen, bis die Milch mit den Erdäpfeln sämig eingekocht ist.
Mit Leinöl und Leinsamenschrot und getrockneten Kornblumen anrichten.

Gutes Gelingen und bis bald
Georg

1 Kommentar:

  1. ohne zweifel der richtige weg - und schön, dass du damals schon viele der rezepte von den alten leuten festgehalten hast. ich kann einige davon nicht mehr fragen, leider.

    zum rezept:

    welche konsistenz sollen die erdäpfel nach dem kochen haben? noch recht fest oder eigentlich schon "essfertig"? werden sie in letzterem fall nicht zu weich beim anschließenden einkochen mit milch und leinöl?

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